Was bedeutet eigentlich Schönheit?

Die Frage klingt im ersten Moment vielleicht simpel, sie ehrlich zu beantworten, ist jedoch leichter gesagt als getan.

Es gibt in unserer Gesellschaft eine klare Vorstellung davon, was als „schön“ angesehen wird und wir werden tagtäglich mit diesem vorherrschenden Schönheitsideal konfrontiert: In der Werbung, auf Social Media, beim Einkaufen, auf Plakaten, einfach überall und immer mehr! Wir werden überhäuft mit Bildern von trainierten Körpern, symmetrischen Gesichtern, gesundem Haar und makelloser Haut.

Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir lernen, damit umzugehen. Viel zu häufig lassen wir uns allerdings unterbewusst davon beeinflussen und fangen an, dieses Schönheitsideal auch als unser eigenes, als das einzig Wahre, anzunehmen. Das kann langfristig an unserem Selbstwert nagen und dazu führen, dass wir uns plötzlich nicht mehr schön finden und immer unzufriedener mit uns und unserem Aussehen werden. Aber wieso ist das so und was können wir dagegen tun? 

Schönheitsideale und der Wert der Frau

Schon seit, nun ja, immer, werden Frauen nach ihrem Äußeren bewertet. Die Aufgabe der Frau war es schon immer, „schön“ zu sein. Und nichts anderes. Was genau „schön“ meint, hat sich allerdings über die Jahre immer wieder verändert.

Jahrhunderte lang galt ein üppiger, „wohlgenährter“ Frauenkörper als Schönheitsideal, stellvertretend für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Viele Jahre später folgte die Wespen-Taille als Idealbild, mit breiten Hüften und großem Busen. Im zwanzigsten Jahrhundert änderte sich die Idealvorstellung erneut, nun waren schmale Frauenkörper mit kurzem Haar angesagt. In der Nachkriegszeit kehrte die kurvige Frau als Schönheitsideal zurück. Und in den 60er Jahren erlangte dann das Körperideal einer schlanken, heute wohl als untergewichtig bezeichneten, Frau die Aufmerksamkeit der Gesellschaft. Heute wird das vorwiegende Schönheitsideal von der fitten und trainierten Frau verkörpert. Die klassische „Bikinifigur“.

Auch der Wert der Frauen wird seit je her hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, über Aussehen und Attraktivität definiert. Persönlichkeitsattribute, Charakterzüge, Kompetenzen und Fähigkeiten sind eher weniger von Bedeutung. Wer nicht schön ist und nicht ewig jung bleibt, der ist auch weniger Wert.

Der resultierende Druck der Gesellschaft und auch der eigene Glaube daran, dass nur genau dieses eine Körperideal „schön“ sei, kann langfristig zu dem Wunsch führen, der Idealvorstellung entsprechen zu wollen. Wenn das nicht gelingen mag, kann es auch in einem selbst zu einem Gefühl der Minderwertigkeit und des nicht Genug-Seins kommen. 

Was uns aber die Entwicklung der Schönheitsideale im Laufe der Zeit zeigen kann, ist, dass das jeweilige Ideal so sehr kulturell und zeitlich bedingt ist, dass es letztlich vollkommen an Bedeutung und Wichtigkeit verliert. Du kannst es schließlich auch so sehen: Wärst Du vielleicht 100, 200 oder 300 Jahre früher geboren worden, würdest Du dem derzeitigen Ideal vollkommen entsprechen. Also wie sinnvoll ist es wirklich, auf die Gesellschaft und ihre Vorstellungen zu hören?

Aber mal ehrlich, unsere Gesellschaft hat sich sicherlich in vielen Punkten weiterentwickelt, doch die Schönheitsideale sind stets geblieben. Und so auch die Be- und Verurteilung des weiblichen Körpers. Wer dem Ideal nicht entsprechen kann, wird häufig mit Verurteilung und Verachtung konfrontiert:

Du kümmerst Dich nicht genügend um Dich und Deinen Körper.

Du lebst nicht gesund genug.

Mach doch mal mehr Sport. Du bemühst Dich ja gar nicht.

Das wirklich erschreckende daran: Die Verurteilung kommt nicht immer nur von außen. Viel zu häufig kommt sie auch direkt aus unserem Inneren gegenüber uns selbst. 

Folgen des Schönheitswahns

Das Schönheitsideal ist so präsent wie nie. Durch Social Media Trends und Fake-Bilder können wir dem unrealistischen Vergleich mit anderen, die dem Ideal vermeintlich entsprechen, kaum noch aus dem Weg gehen. Und das bedeutet auch, dass es immer weniger Grenzen bei gleichzeitig immer mehr Möglichkeiten gibt, wie besagtes Ideal erreicht werden kann: Sport und Diäten, Filter und Bearbeitungs-Apps, Make-Up und Schönheits-OPs. Der Druck steigt und das zeigt Konsequenzen:

  • So gut wie jede Frau ist mit ihrem Aussehen unzufrieden oder hat ein negatives Körperbild. Oft geht das mit geringem Selbstbewusstsein und starken Minderwertigkeitskomplexen einher. Bin ich schön genug? Kann ich wirklich liebenswert sein, so wie ich bin?

  • Krankhafte Selbstoptimierung und chronische Unzufriedenheit mit dem eignen Körper sind oftmals die Folge!

  • Der gesellschaftliche Druck, der auf Frauen ausgeübt wird, hat erhebliche Konsequenzen: Frauen erkranken beispielsweise deutlich häufiger an Essstörungen – laut der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) rund 10-Mal so häufig an Magersucht – als Männer.

  • Ein solches negatives Körperbild kann langfristig zu einer enormen psychischen Belastung führen. Fast die Hälfte der von Essstörungen Betroffenen leiden gleichzeitig unter einer weiteren psychischen Erkrankung. Am häufigsten an Depression oder Angststörung. 

     

 

Was kann ich tun, wenn ich mich nicht schön finde?

Die Schönheitsideale in unserer Gesellschaft werden wahrscheinlich weder Du noch ich ändern können. Was wir aber können: Uns auf uns selbst konzentrieren!
Vielleicht fällt es Dir noch schwer, Dich von den Schönheitsidealen um Dich herum zu lösen. Dem Ideal nicht entsprechen zu können, verändert langfristig Dein eigenes Körperbild und führt zu einer unrealistischen Beurteilung Deiner Selbst. Wenn das der Fall ist, kann es helfen, bei Deiner Körperwahrnehmung anzusetzen!
Versuche doch mal, das Schönheitsideal gänzlich aus der Gleichung zu nehmen und Dich unabhängig davon im Spiegel zu betrachten. Die folgenden Fragen können Dir dabei helfen, Dir Dein Körperbild bewusst zu machen:
Wie würdest Du diesen Körper sehen, wenn es nicht Dein eigener wäre, sondern vielleicht der einer lieben Freundin? Wie viel Aufmerksamkeit würdest Du in dem Fall den paar Dellen auf den Oberschenkeln oder den Falten im Gesicht schenken?
Welche Gedanken kommen auf, wenn Du Deinen Körper ansiehst? Versuche Dir selbst gegenüber liebevoll und wohlwollend zu sein.
Wie fühlst Du Dich in Deinem Körper? Nimm einmal ganz bewusst die Gefühle wahr, die sich breitmachen, wenn Du Dich selbst betrachtest.
Was genau stört Dich an Dir? Kannst Du es ändern? Dann ändere es! Kannst Du es nicht ändern? Akzeptiere es und lass es los!
Was findest Du an Dir schön? Welche Stellen Deines Körpers magst Du besonders?
Erlaube Dir, Dich schön zu finden!
Versuch es doch mal so zu sehen: Dein Körper ist wie ein Spiegel Deiner Selbst. Dein Inneres ist individuell und wunderbar, warum sollte es Dein Körper also nicht auch sein? Du wirst älter und veränderst Dich im Laufe Deines Lebens und so verändert sich auch Dein Körper. Einem Ideal oder einer Norm zu entsprechen, würde Dich Deiner Individualität berauben. Und genau die macht Dich doch so besonders! Dein Körper erzählt die Geschichte Deines Lebens. Das ist Dein wahres Ich, Deine eigene wahre Schönheit!
So abgedroschen dieses Zitat vielleicht auch sein mag, es ist nicht weniger wahr: Schönheit liegt im Auge des Betrachters! Und der einzige Betrachter, der hier wirklich zählt, bist Du! 

Was macht wahre Schönheit aus?

Was bedeutet wahre Schönheit für Dich? Ich habe lange überlegen müssen, wie ich diese Fragen beantworten würde. Ob ich die äußerlichen Merkmale, die dem Schönheitsideal entsprechen, auch wirklich selber schön finde oder ob ich mich einfach nur nicht vom gesellschaftlichen Ideal frei machen kann. Und ganz ehrlich? Ich weiß es immer noch nicht.

Ich finde die Menschen, die das gesellschaftliche Ideal erfüllen, schön. Ich finde aber auch Menschen schön, die dem optischen Ideal nicht direkt entsprechen. Menschen, die kleine Makel und Eigenarten haben, die sie zu etwas Einzigartigem machen. Freundinnen, deren Lachen und liebevolle Art so herzerwärmend sind, dass ich nicht anders kann, als sie als schön zu bezeichnen.

Oder Menschen, deren Charakterzüge so besonders, so einzigartig sind, dass ihr ganzes Wesen beeindruckend und schön ist. Und auch Menschen, in deren Gesellschaft ich mich selbst besonders schön fühle, weil sie mich lieben und akzeptieren, genauso wie ich bin. Menschen, die so voller Selbstbewusstsein und Selbstliebe strahlen, dass sie einen mit dieser Schönheit vollkommen einnehmen.

Sich selbst und seine Nächsten zu lieben und das auch nach außen auszustrahlen, ist für mich der Schlüssel zu wahrer und echter Schönheit.

Und bevor Du jetzt „aber“ sagst: Selbstliebe hat ganz und gar nichts mit Deiner Kleidergröße zu tun! Es mag ein langer und vielleicht auch schwieriger Weg sein, sich selbst lieben zu lernen. Aber glaube mir, wenn ich Dir sage, es ist machbar und so wichtig, wie kaum etwas anderes in unserem Leben!

Um Dich auf dem Weg in Richtung Selbstliebe zu unterstützen, gibt es einige kleine Übungen und Denkanstöße, die helfen können:

Führe ein Tagebuch

Schreibe jeden Tag fünf Dinge auf, die Du an Dir magst. Das können Kleinigkeiten sein, Äußerlichkeiten, Charakterzüge, ganz egal.

Diese Liste ist nur für Dich. Du musst sie niemandem zeigen, Du musst Dich für nichts schämen.

Sich selbst zu lieben, muss nicht heißen, egoistisch zu sein.

Sei Deine eigene beste Freundin

Sei liebevoll und dankbar zu Dir und Deinem Körper.

Behandle Dich selbst, wie eine gute Freundin.

Versuche Dich darin zu üben, Dir selbst zu verzeihen. Du musst nicht perfekt sein. Sei nicht Deine größter Kritikerin, sondern Deine größte Supporterin!

Du darfst es Dir auch mal leicht machen.

Bekämpfe Deine Selbstzweifel

Werde Dir Deiner Selbstzweifel bewusst und lerne, sie loszulassen.

Höre auf, Dich selbst ständig mit anderen zu vergleichen. Mache Dir stattdessen doch mal Deine Stärken, Deine schönen Seiten bewusst!

Du bist genau richtig, so wie Du bist! 

Beauty begins the moment you decide to be yourself

Coco Chanel hat diesen Satz einmal gesagt und ich stimme ihr vollkommen zu!

Natürlich wird es immer gewisse äußerliche Merkmale geben, die von der Gesellschaft als schön angesehen werden. Und das ist auch ok! Aber wir müssen lernen unser eigenes Bild von Schönheit zu entwickeln. Und vor allem, uns selbst zu akzeptieren und zu lieben, ohne Wenn und Aber!

Denn unser Körper ist nicht weniger ein Teil unserer Selbst, als unser Geist oder unsere Gefühle es sind. Das alles macht uns zu dem Menschen, der wir sind! Und am Ende geht es doch darum, dass Du genau das tust, womit es Dir am besten geht und womit Du Dich in der eigenen Haut am wohlsten fühlst!

Also sei Du selbst: Mit Körper, Geist, Seele und allem, was dazu gehört!

Denn genau dafür bist Du auf dieser Welt!


    Juni 01, 2021